Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Li-Ion Akkus
in Bauform und verwendetem Material. Wenn man also genau wissen will welche Daten
z.B. Lade-/Entladeschlussspannungen gelten muss man sich das jeweilige
Datenblatt besorgen. Für eigene Projekte sind Li-Ion gut geeignet erstens wegen
ihrer hervorragenden Eigenschaften wie hohe Energiedichte, gute
Frostbeständigkeit (bis zu -25C), geringe Selbstentladung und hoher Zyklenzahl.
Und zweitens weil man heutzutage oft günstig welche aus alten Akkupacks (Handy,
Laptop, Kamera, PDA…) ausschlachten kann die noch erstaunlich fit sind. Meine
Erfahrung zeigt, dass man aus 10 Jahre alten Akkupacks welche schon um die 200
Ladezyklen hinter sich haben (das sind typischen Nutzungshäufigkeiten von
Laptops, Handys bei 4 Jahren Nutzung mit 1-mal Ladung pro Woche = 200 Zyklen
und dann noch 6 Jahre Lagerung bis zum Wegwerfen) Li-Ion gewinnen kann mit
Energiedichten welche neuen NiMh-Akkus entsprechen. Die machen dann auch
noch mal locker einige hundert Ladezyklen mit.
Der Vorteil ist eigentlich das relativ einfache
Ladeverfahren. Man lädt den Akku bis max. 4,2V (häufigste Ladeschlussspannung)
und überschreitet dabei nicht den je nach Akku unterschiedlichen max.
Ladestrom. D.h. man braucht nur ein auf 4,2V stabilisiertes Netzteil das bei
höheren Strömen als dem max. Ladestrom des Akkus sowieso zusammenbricht und fast
FERTIG! Man muss noch darauf achten das der Akku nicht permanent an den 4,2V
hängt. Also eine zeitliche Abschaltung nach erreichen der 4,2V ist auch noch
nötig.
Bei Handy Akkus ist der max. Ladestrom meist so 0,5A
und bei Laptop Akkus oft 1-2A. Am besten gucken was das orig. Ladenetzteil
geliefert hat und daraus dann schlussfolgern wenn man nix über den Akku selbst
im Internet findet. Wenn man gar keine Info über den entsprechenden Akku hat
dann lieber Finger davon lassen und in den nächsten Supermarkt/Drogeriemarkt
etc. gehen und dort mal in dem Altbatteriesammelbehälter schauen ob man was
Besseres findet. Prinzipiell gilt aber man kann immer mit einem niedrigeren
Ladestrom arbeiten wenn man sicher sein will, das Laden dauert dann nur etwas
länger. Als voll gilt der Akku wenn der Ladestrom bei den max. 4,2V auf etwa 10%
der Akkukapazität gefallen ist d.h. ein 1200mAh Akku nur noch 120mA Ladestrom
zieht bei angelegten 4,2V. Dann sollte man abschalten. Man kann auch fröhlich
weiterladen solange die Ladespannung auf max. 4,2V begrenzt ist aber nach ein
paar Tagen gibt es den unerfreulichen Effekt der langsamen Zerstörung (siehe
nächster Absatz). Professionelle Lader arbeiten auch mit höheren Ladespannungen
begrenzen dann aber den Ladestrom entsprechend, damit sind die in der Lage den
Akku schneller zu laden. Das ist aber deutlich komplizierter und bedarf der
Einhaltung bestimmter Grenzwerte was Überspannung etc. angeht. Also einfacher
als ein schwachbrüstiges Konstantspannungsnetzteil was von Haus aus nur
einen bestimmten Strom liefern kann geht es eigentlich nicht. Wichtig ist
nur das die 4,2V nicht mehr als um 0,05V überschritten werden dürfen d.h. max.
4,25V. Manche Akkutypen, z.B. manche Li-Po‘s, vertragen auch 4,3V aber wenn man
es nicht genau weiß sollte man bei 4,2V bleiben. Man büßt dann etwas der max.
möglichen Kapazität ein… aber die 5% nicht genutzte Kapazität machen den Kohl
auch nicht fett und der Akku hält länger. Man muss wissen dass ein Überladen
durch zu hohe Spannung den Akku in sehr kurzer Zeit zerstören kann d.h. ein
rapider Kapazitätsverlust einsetzt.
Die Entladung kann fast immer bis 2,8V erfolgen, viele
Akkus lassen auch bis 2,5V laut Datenblatt zu. Danach muss abgeschaltet werden,
denn auch bei zu niedrigen Ladeständen erfolgt eine langsame Zerstörung. Der
max. Entladestrom sollte nicht überschritten werden und muss aus dem Datenblatt
bzw. der ursprünglichen Anwendung geschlussfolgert werden. In etwa gilt
Handy/PDA Akkus 1A und Laptop Akkus 2-3A. Anders sieht das bei Li-Po's aus
welche teilweise mit erstaunlich hohen Entladeströmen aufwarten können.
Um die Lebensdauer und Zyklenzahl zu vergrößern sollte
man den Akku nicht über 3,9V laden und nicht unter 3V entladen. Das macht man
wohl z.B. in militärischen Anwendungen so. Da büßt man zwar etwa 40% der
nominalen Akkukapazität ein aber die Zyklenzahl erhöht sich um etwa 100% und
die Standzeit kann um bis zu 300% vergrößert werden. Die 3,9V kommen wohl daher
dass über 3,9V chemische Prozesse im Akku ablaufen die diesen langsam
irreversibel zerstören. Darum wird empfohlen Li-Ion nur 60%-70% geladen
dauerhaft zu lagern denn damit bleibt man unter den 3,9V. Und das ist auch der
Grund warum sich schon so mancher Laptopbesitzer gewundert hat warum sein Akku
nach einem Jahr kaum noch Kapazität hat obwohl der Laptop doch immer am
Netzteil hing… genau das war das Problem: der Akku wurde permanent auf 4,2V
geladen gehalten! Also bei so was besser den Akku mit 60-70% Ladezustand
rausnehmen aus dem Laptop.
Für die Nutzung von Li-Ion in Eigenbauprojekten ist
das eine gute Lösung: man nimmt eine Spannungsquelle mit max. 3,9V und einer
Strombegrenzung zum Laden, da kann der Akku recht lange dranhängen. Trotzdem
sollte eine Abschaltung der Ladespannung nach einer Weile erfolgen sonst tut
das dem Akku auch nicht so gut wenn er über Tage permanent geladen wird. Das
führt bei Li-Po’s z.B. zu Aufblähungen. Beim Entladen wird eine Abschaltung bei
3V realisiert. Ich habe mal eine Tiefentladeschutzschaltung entworfen die sich
einfach aufbauen lässt und problemlos mit Strömen bis zu 2A klar
kommt.
Die Schaltung wird im Projekt Projektionswecker mit Solarbetrieb beschrieben. Es können
beliebige andere MOSFET-Typen eingesetzt werden solange sie eine Gate-Treshold
Spannung unter 2,5V haben. Der erste MOSFET X4 kann auch durch einen npn
Transistor ersetzt werden. Man muss aber die jeweilige Abschaltspannungsreferenz
(Spannungsabfall über D1+D2) anpassen an Ube bzw. Ugate-threshold
(Feinabstimmumg ist mit R10 möglich 10k-500K) um die entsprechende
Abschaltschwelle von rund 3V einzuhalten.
Die meisten Akkus für Konsumerprodukte haben eine
Laderegelung schon eingebaut. In Laptop Akkus ist die aufwendig, kompliziert
und kaum nachnutzbar. Dort werkelt oft ein Microcontroller und ein spezieller
IC der das Loadbalancing zwischen den Zellen steuert etc. Da kann man oft nur
die einzelnen Zellen ausbauen und mit einer eigenen Schutzelektronik versehen.
Bei Einzelzellenlösungen wie z.B. Handy Akkus sind oft nur kleine Schutzschaltungen in das Pack integriert bestehend
aus einem IC. Der steuert über MOSFET's dass beim Erreichen der Ladeschlussspannung
von etwa 4,2V der Akku abgetrennt wird und ebenfalls bei Erreichen der
Entladeschlussspannung von etwa 2,5V abgeschaltet wird. D.h. so wird ein Über-
und Tiefentladen verhindert.
Meist noch mit verbaut ist eine PTC-Sicherung
(Kaltleiter) welche bei extremen Strömen sich erhitzt und hochohmig wird aber
nach Abkühlung wieder niederohmig ist. Da muss man nur noch dafür sorgen, dass
die max. Lade- bzw. Entladeströme nicht überschritten werden.
Wenn man aber diese Schutzschaltung weiter verwenden
will sollte man unbedingt deren Funktion überprüfen. Ich hatte schon öfter
gebrauchte Akkus wo die Schutzschaltung defekt war d.h. nicht abschaltete bei
Überladung etc. dazu muss man allerdings wissen dass mögliche Abschaltpunkte
auch erst bei 4,35V liegen können (je nach eingesetztem IC bzw. Akku-Typ). Aber
wenn bei 4,35V noch nix passiert sollte man die Schutzschaltung lieber nicht
mehr verwenden. Ich persönlich halte nichts davon die Akkus etwas zu überladen
also z.B. auf 4,3V um noch mehr Kapazität rauszuholen denn oft bezahlt man das
mit einer drastisch kürzeren Lebensdauer.
Alles gesagte ist natürlich nicht für alle Li-Ion
Akkutypen gültig... dazu gibt es zu viele verschiedene bzgl. chemischer
Zusammensetzung. Und wer nicht genau weiß was er macht sollte lieber die Finger
von der Li-Ion Technologie lassen da doch ein erhebliches Gefahrenpotential
besteht bei falscher Handhabung. Man schaue sich mal im Internet die Videos von
abbrennenden Li-Ion Akkus an… dann weiß man dass das kein Spaß ist.
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